Villa Dr. Paul Lohmann

Die stattliche Villa des Chemiefabrikanten Dr. Paul Lohmann, dessen Unternehmen bis heute mit über 500 Mitarbeitern weltweit präsent ist, wurde bereits ab 1890 nach der Firmengründung geplant und vom Bauunternehmer Menzel ausgeführt. Bis heute ist die Villa im Familienbesitz.

Das zur Straße sichtbare Vorderhaus ergänzt ein großer Anbau im Garten. 1898, nach einer zusätzlichen Dachgeschossaufstockung, wurde die Villa von der Familie bezogen. Bereits 1935, zu einer Zeit als sich die Automobilisierung in Deutschland erst in den Anfängen befand, kam die Garage dazu. Das Erdgeschoss, als sogenannte Beletage, diente der Familie als repräsentativer Wohnraum. Im Zwischengeschoss und Keller waren die Funktionsräume wie Küche, Speisekammer, Waschküche und Holzlager für die Öfen untergebracht. Der holzbefeuerte Waschkessel im Keller ist hier ein authentisches Zeitzeugnis. Die aufwendig verzierte Fassade mit Schmuckgiebel, detailreichen Fensterbekrönungen und Ornamentglas zeugt vom künstlerischen Anspruch des Bauherrn. Architektur und äußeres Erscheinungsbild des Gebäudes lassen sich nicht eindeutig einer Stilrichtung zuordnen. Vielmehr finden sich sowohl Elemente des auslaufenden Historismus, der aufkommenden Reformarchitektur und des innovativen Jugendstils.

Der Innenbereich mit aufwendigen Stuckarbeiten, originalen Wandverkleidungen, ornamentalen Terrazzofußböden, Schablonenmalerei und kunsthandwerklichen Möbeln wurde jetzt aufwendig saniert und restauriert. Besonders zu erwähnen im Zusammenhang mit den aktuell erfolgten Arbeiten ist die restauratorische Wiederherstellung einer Wandmalerei in der Veranda. Während der Sanierung wurden die Antikenmalerei im Stil der Neorenaissance überraschend über der Eingangstür hinter einer Tapete entdeckt. Die Fabelwesen spiegeln die Vorliebe des Historismus für die römisch-griechische Antike und erstrahlen nach Reinigung und Retuschierung wieder in ihrer ursprünglichen Leuchtkraft. Die originalen Stuckrosetten und Profile in den Wohnräumen wurden substanzschonend mit Wasserdampf von den dicken Farbschichten vergangener Jahrzehnte befreit. Aufgrund des hohen Anteils historisch originaler Bausubstanz wurde die Villa als Einzeldenkmal nachqualifiziert.

Fotogalerie der Wettorstraße 4

Fotos: Dirk Diekmann-Tirre (Stadt Hameln)