Steigende Temperaturen, extreme Trockenheit, Hochwasser und Starkregen – dies sind nur einige Klimarisiken, mit denen auch unsere Stadt in den vergangenen Jahren immer häufiger in Berührung kam. Spätestens nach den Überflutungen im Ahrtal 2021 wurde deutlich, wie stark Klimafolgen Deutschland tatsächlich schaden können. Doch die Folgen können noch viel weiter reichen, denn die Erderwärmung wirkt sich auch auf Tiere, Pflanzen und die menschliche Gesundheit aus.
Wie geht die Stadt Hameln mit den klimatischen Veränderungen um?
Die Antworten auf diese Frage liefert das Klimaanpassungskonzept der Stadt Hameln, welches die neu geschaffene Stelle der Klimaanpassung im Jahr 2023 und 2024 entwickelt hat. Das Klimaanpassungskonzept ist ein politischer und gesellschaftlicher Fahrplan für die nächsten zehn Jahre, der aufzeigt, wie die sich die Stadt Hameln vor den negativen Folgen des Klimawandels schützen kann. Das Herzstück des Konzepts bilden 30 umfangreiche Maßnahmen in den Themenfeldern „Grün in der Stadt und am Gebäude“, „Bevölkerungsschutz und Extremwetter“, „Naturräume und Bodenschutz“, „Strukturen schaffen“ und „Gesundheit und Sensibilisierung“. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Bevölkerung sowie die Hamelner Infrastruktur widerstandsfähiger zu machen, die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger langfristig zu verbessern und Kosten durch Klimaschäden zu reduzieren. Gleichzeitig unterstützt Klimaanpassung auch den Klima- und Umweltschutz und leistet einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie sowie des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts der Stadt Hameln.
Das Klimaanpassungskonzept geht in die Umsetzung
Im Zuge eines umfangreichen Beteiligungsverfahrens konnten zahlreiche Ideen und Anregungen aus Politik und Öffentlichkeit das Klimaanpassungskonzept bereichern. Im Oktober 2024 stellte die Stadt Hameln das Konzept schließlich fertig und der Rat der Stadt hat es daraufhin am 18. Dezember 2024 beschlossen. Seit dem Jahr 2025 kann es somit in die Umsetzung gehen. Ziel ist es, die Maßnahmen in den kommenden zehn Jahren zu realisieren.
Die Strategie: Hamelns Plan zur Klimaanpassung
Das Klimaanpassungskonzept basiert fünf Leitlinien. Diesen Leitlinien sind jeweils einzelne Unterziele zugeordnet, die der Stadtverwaltung als Orientierungsrahmen für ein klimaangepasstes Handeln dienen:
- Hameln forciert eine wassersensible Stadtentwicklung und ist eine Schwammstadt.
- Hameln ist eine hitzeresistente Stadt.
- Die Umwelt der Stadt Hameln inklusive ihrer Ökosystemdienstleistungen sind vor schädlichen Klimafolgen bestmöglich geschützt.
- Die Stadt Hameln priorisiert eine klimaangepasste Flächenentwicklung und den Erhalt stadtklimatisch bedeutsamer Flächen.
- Die Gesundheit der Bevölkerung ist gesichert und die Gesundheitsförderung wird bei allen klimarelevanten Maßnahmen berücksichtigt.

Klimaanpassung geht alle Hamelner etwas an
Bürgerinnen und Bürger sind ebenso betroffen von den Folgen des Klimawandels wie die Stadtverwaltung selbst. Um gemeinsam Lösungen zu finden, bezog die Stadt alle Hamelner aktiv ein bei der Erstellung des Klimaanpassungskonzeptes. Am 21. September 2023 organisierte die Stadt einen öffentlichen Workshop, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Erfahrungen zu den Themen Temperaturanstieg, Extremwetterereignisse und Trockenheit austauschen konnten. An interaktiven Stellwänden und Karten konnten sie nicht nur die eigene Betroffenheit räumlich verorten, sondern auch Ideen für Anpassungsmöglichkeiten diskutieren und festhalten. Die Ergebnisse des Workshops fließen in das Klimaanpassungskonzept ein.
Damit nicht genug: Bis Mai 2024 konnten alle Hamelner ihre eigenen Ideen zur Klimaanpassung einbringen oder beobachtete Klimafolgen teilen. Online unter www.hameln.de/map_klima sind alle Einträge für alle sichtbar gesammelt. Die Stadt Hameln wertete alle Beiträge aus und ließ die Anregungen in ihr Klimaanpassungskonzept einfließen. Das Ziel? Hameln soll fit für die Zukunft werden. Die Ergebnisse des Workshops und der Ideenkarte boten eine geeignete Grundlage, um innovative und praxistaugliche Projekte zu erarbeiten, die in naher oder ferner Zukunft mit der gesamten Stadtgemeinschaft umgesetzt werden sollen.

Bei einem zweiten Workshop im September 2024 wurde es dann konkret. Die Klimaanpassungsmanagerin Valerie Tschirpig präsentierte 30 Projekte. Im Fokus standen dabei die Themen „Grün in der Stadt und am Gebäude“, „Bevölkerungsschutz und Extremwetter“, „Naturräume und Bodenschutz“, „Strukturen schaffen“ und „Gesundheit und Sensibilisierung“. Interessierte hatten die Chance, direkten Einfluss auf die Planungen der Stadt Hameln zu nehmen, indem sie Projekte bewertet und Anregungen eingebracht haben.
Ein wichtiger Schritt, um Hameln dem Klima anzupassen: Die Erkenntnisse des Workshops sollen dabei helfen, die Stadt Hameln sowie alle Bürgerinnen und Bürger auf die zukünftigen Klimaveränderungen vorzubereiten. Ab dem Jahr 2025 will die Stadt gemeinsam mit allen Hamelnern in die Umsetzung gehen.
Sie möchten mehr über Maßnahmen in Hameln erfahren?
Der Bereich Klimaanpassung gilt als Projekt, welches sich aktuell in der Strategie- und Maßnahmenplanung befindet. Das Projekt mit dem Titel „Erstellung eines nachhaltigen Anpassungskonzepts für die Stadt Hameln“ wird über die Zukunft – Umwelt – Gesellschaft gGmbH vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert (Förderkennzeichen: 67DAA00951). Das Förderprogramm namens „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ besteht zunächst vom Januar 2023 bis zum Dezember 2024 und sieht einen Schwerpunkt auf der Erstellung eines nachhaltigen Anpassungskonzepts vor. Bis dahin soll beispielsweise eine Klimaanalysekarte (ehemals Klimafunktionskarte) erstellt werden. Diese veranschaulicht die thermische Belastung der Landoberfläche, Frischluftschneisen sowie relevante Kaltluftentstehungsgebiete visuell. Bürgerinnen und Bürger sollen somit über die Klimaentwicklungen der Stadt Hameln informiert werden.
Gesetzlich ist die Stadt Hameln bislang an keine Vorgaben zur Klimaanpassung gebunden. Um die Stadt widerstandsfähiger zu gestalten und deren Einwohnerschaft zu schützen, engagiert sich die Stadtverwaltung gemeinsam mit zahlreichen anderen Kommunen und Städten bereits zu diesem Zeitpunkt.
Weiterführende Informationen
Bereits die Klimarahmenkonvention (1992) und das Pariser Klimaschutzabkommen (2015) betonen neben dem Klimaschutz auch die Notwendigkeit der Klimaanpassung, um unsere Gesellschaften zukünftig vor Klimafolgen zu schützen. Darauf aufbauend veröffentlichte die Bundesregierung die Deutsche Anpassungsstrategie (2008) und das Land Niedersachsen die Niedersächsische Anpassungsstrategie (2021). Beide Strategien heben gesondert hervor, dass Klimaanpassung primär auf der lokalen und regionalen Ebene umgesetzt werden muss. Am 1. Juli 2024 trat schließlich das bundesweite Klimaanpassungsgesetz in Kraft, das eine Erstellung von Klimaanpassungskonzepten auf Kreis- oder kommunaler Ebene vorschreibt. Das Gesetz muss zunächst in Landesrecht integriert werden. Hameln ist dem Gesetz mit der Erstellung eines eigenen Klimaanpassungskonzepts bereits voraus.
In der Stadt ist es grundsätzlich wärmer: Grund dafür sind Betonböden, viele Gebäude auf engem Raum, dunkle Oberflächen sowie fehlende Grün- und Wasserflächen. Die Baumaterialien absorbieren tagsüber Wärme und speichern diese sogar über die Nacht. Diese Wirkung nennt sich Wärme- oder Hitzeinseleffekt. Um die Unterschiede zwischen Stadt und Umland zu untersuchen, beauftragte die Stadt Hameln den Deutschen Wetterdienst mit Temperaturmessfahrten. Dabei maß ein speziell ausgestattetes Messfahrzeug zu unterschiedlichen Tageszeiten die Lufttemperatur. Aus den Messwerten hat die Stadt anschließend Karten erstellt, die für die Erstellung des Klimaanpassungskonzeptes genutzt werden. Das Vorgehen hilft dabei zu identifizieren, welche Gebiete Hamelns besonders von hohen Temperaturen betroffen sind – hier besteht der stärkste Handlungsbedarf.