Stiftherrenhaus im Renaissancestil

1558 vom Ratsherren Poppendiek erbautes, traufständiges Patrizierhaus im Renaissancestil mit reich verzierten Ornamenten und biblischem Figurenschmuck. Nachdem die ursprünglichen Figuren im 2. Weltkrieg zerstört worden waren, begann der Bildhauer Arn Walter um 1949 mit der Rekonstruktion. In den Motiven zeigen sich sowohl biblische Motive mit Apostelfiguren als auch antike Planetengottheiten.

Ergänzt wird diese figürlich plastische Darstellung durch reiche Verzierungen mit Fächerrosetten, Taubändern und Knaggen. Die auf historischen Fotos noch ursprünglich holzsichtige Fassade erhielt im Laufe der Zeit eine zunehmend intensivere Farbigkeit. Zur letzten Sanierung Anfang der 1990er Jahre wurden labortechnische, chemische und mikroskopische Farbuntersuchungen durchgeführt. Im Befund zeigten sich verschiedene Spuren von sehr alten, pflanzlichen Pigmenten. In der Konsequenz konnte daraus aber kein durchgehendes Farbkonzept nachgewiesen und abgeleitet werden. Nach 30 Jahre war jetzt die letzte farbige Leinölbeschichtung bereits stark ausgewaschen. Im Anschluss an die notwendigen, fachgerechten Sanierungsarbeiten am Fachwerkgefüge und den Putzflächen erfolgte die Farbneubeschichtung mit pigmentiertem Leinöl.

Die aktuelle Sanierung übernimmt die letzte Farbfassung von 1992 mit grauem Fachwerk. In Niedersachsen änderte sich die Farbauffassung zum Fachwerk über die Jahrhunderte kontinuierlich innerhalb eines Spektrums von braunrot, grau, schwarz, dunkelbraun, ocker oder holzsichtig. Deshalb entspricht auch heute ein Farbwechsel durchaus dem denkmalpflegerischen Gedanken und der historisch dynamischen Entwicklung. Verwendet wurden zur Bemalung der Figuren die originalen Farbfotos der damaligen Dokumentation. Zum Farbauftrag des Leinöls waren die Fotovorlagen neben der entsprechenden Figur fixiert und die Töne wurden aus den herstellerseitigen Grundfarben angepasst. Die Gesichtstönungen waren hier eine besondere Herausforderung.

Fotogalerie des Stiftsherrenhauses

Text und Bilder: Fa. Gattermann GmbH, Dirk Diekmann-Tirre (Stadt Hameln)