Kühler Nebel an heißen Sommertagen

Was tun gegen Hotspots? Nein, gesucht wird kein Schutzschild gegen öffentliches WLAN – und auch keine Methode, um Partyurlauber abzuschrecken: An sogenannten Hitze-Hotspots sorgen großflächig versiegelte Flächen und dichte Bebauung in Städten im Sommer dafür, dass regelmäßig Temperaturen von 40 Grad Celsius und mehr gemessen werden. Vor allem für Kinder, ältere oder Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen besteht die Gefahr von Dehydrierung, Kreislaufproblemen, Hitzekrämpfen, -schlägen oder -kollapsen. Um öffentliche Räume angenehmer und sicherer zu gestalten, geht die Stadt Hameln nun einen innovativen Weg: Am Pulverturm wurde die erste moderne Hochdrucknebelanlage der Region in Betrieb genommen – vergleichbare Anlagen gibt es bislang erst in Großstädten wie Hamburg. Die neue Anlage soll an heißen Sommertagen für Abkühlung sorgen – und zwar genau dort, wo sie am dringendsten gebraucht wird.

Der Bereich rund um den Pulverturm erfüllt alle Voraussetzungen: Vier Fahrspuren führen hier vorbei, viel Asphalt und Stein, viel Feinstaub, wenig Grün. Durch den Busverkehr und zahlreiche Schülerinnen und Schüler, die von der Haltestelle Kastanienwall aus zum Schiller-Gymnasium pendeln, ist der Bereich stark frequentiert.

Die neue Nebelanlage ist ein zentraler Baustein des städtischen Klimaanpassungskonzepts: Grundsätzlich soll es mehr Schatten in der Stadt geben, mehr Grünflächen, Trink- und Wasserbrunnen – und eben auch innovative Techniken wie die neue Hochdrucknebelanlage. Das aus Wien stammende System entkalkt und entkeimt Wasser und verteilt es anschließend mit 2,5 Bar Druck über feine Düsen in die Luft. Der dabei entstehende Nebel sorgt für unmittelbare Abkühlung. Gleichzeitig entsteht durch die Verdunstung auf dem Boden zusätzliche Verdunstungskälte – ähnlich dem natürlichen Kühlungseffekt durch Schwitzen. Auch der Feinstaubanteil in der Luft wird durch den Nebel nachweislich reduziert.

Die Anlage wird über einen Bewegungssensor aktiviert – allerdings bewusst nur in eine Richtung: Wer vom Haspelmathturm zur Bushaltestelle geht, durchläuft den Nebelkorridor. Menschen, die den Nebel nicht wünschen, können den Weg in die entgegengesetzte Richtung wählen. Ein Temperatursensor sorgt dafür, dass die Anlage nur ab 25 Grad Celsius aktiviert wird. Zweimal täglich entsteht aber auch bei Temperaturen von weniger als 25 Grad Nebel: Dann wird die Anlage aus hygienischen Gründen automatisch gespült. Der Wassereinsatz ist gering: Lediglich zwei Liter Wasser pro Minute durchströmen die Anlage – bei einem Energieverbrauch von unter 4 Watt pro Liter.

Die Fläche rund um die neue Anlage wurde ebenfalls neugestaltet: Die einst pflegeintensiven immergrünen Sträucher wurden durch artenreiche, insektenfreundliche Staudengräser, Wildblumenwiesen und blühende Gehölze ersetzt. Die Wege wurden saniert, der Vorplatz des Haspelmathturms neu gepflastert – unter Verwendung historischer Steine vom Münsterkirchhof. Auch neue Sitzbänke und ein Abfallbehälter wurden installiert, ein Teilstück des Radwegs erneuert.

Insgesamt hat die Umgestaltung des Bereichs rund um den Pulverturm 150.000 Euro gekostet. Rund 77.000 Euro entfielen dabei auf die Technik der Nebelanlage. Weitere Standorte für Hochdrucknebelanlagen werden in der Stadtverwaltung bereits diskutiert – in Frage kommen Standorte, an denen es durch enge Bebauung nicht oder kaum möglich ist, Bäume zu pflanzen.

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