„Trixi-Spiegel“: Dem toten Winkel den Kampf ansagen

An eine Situation aus seinen mehr als 30 Jahren als Kraftfahrer erinnert sich Andreas Kernke besonders eindringlich. In England war das, Linksverkehr, verschärfte Bedingungen also für den Mann aus Emmerthal. Beim Abbiegen rammte er mit seinem Lkw einen Kleinwagen. „Ich habe den einfach nicht gesehen“, sagt Kernke – mehrere Meter habe er das Auto über eine Kreuzung geschoben, der Fahrer sei zum Glück unverletzt geblieben.

„Das vergisst man nicht“, sagt Kernke heute – und beantwortet damit auch gleich die Frage, warum ihm seine Mission so wichtig ist.

Kernkes Mission: Kreuzungen sicherer machen. Für alle Verkehrsteilnehmer, vor allem aber: für die schwächsten. Im Straßenverkehr sind das meist die Radfahrer. So umsichtig man auch fährt, so penibel sich alle an Vorfahrtsregeln halten: Vor allem große Fahrzeuge wie Lkws, Sprinter, Linien- oder Reisebusse sind oft unübersichtlich, die Fahrer können direkt neben ihnen stehende oder fahrende Radfahrer oft nicht sehen – da hilft auch kein Schulterblick.

Die Lösung für dieses Problem ist rund, hängt in etwa drei Metern Höhe, kostet nur 120 Euro und heißt Trixi: Sechs von diesen „Trixi-Spiegel“ genannten Verkehrslupen hat die Stadt Hameln nun im gesamten Stadtgebiet angebracht, um Kreuzungen für Radfahrer sicherer zu machen. Gespendet hat sie Kraftfahrer Andreas Kernke – mit Hilfe seines Vereins „Allianz im deutschen Transportwesen e. V.“, aber auch aus privaten Mitteln. Nun übergab er die Spiegel an Oberbürgermeister Claudio Griese, der sich für das Engagements bedankte: „Es kann so einfach sein, den Verkehr für alle Teilnehmer sicherer zu machen.“

An vier Kreuzungen und Einmündungen im Stadtgebiet, die bislang für Radfahrer gefährlich waren, wird dem toten Winkel nun also der Kampf angesagt. An der Deisteralle/Ecke 164er Ring, am Bahnhofskreisel in Richtung Bahnhofstraße, am Hastenbecker Weg/Ecke Fluthamelstraße, am Mertensplatz/Ecke Süntelstraße sowie an der Kreuzung Süntelstraße/Wilhelm-Busch-Straße hängen die kleinen, effektiven Verkehrsspiegel nun. Die Standorte hat die Stadt gemeinsam mit Andreas Kernke und Busfahrern der Öffis ausgewählt.

Bleibt noch eine Frage offen: Warum eigentlich Trixi? „Mitte der 1990er Jahre wurde ein kleines Mädchen in Bayern von einem abbiegenden Betonmischer überrollt“, erklärt Kernke. Trixi, die eigentlich Beatrix heißt, überlebte – sitzt seit dem Unfall allerdings im Rollstuhl. Trixis Vater erfand daraufhin den Trixi-Spiegel. Und Menschen wie Andreas Kernke und der Verein „Allianz im deutschen Transportwesen e. V.“ sorgen seither dafür, dass wir Geschichten wie die von Trixi in Zukunft nicht mehr lesen müssen.

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