Gibraltar des Nordens - Die Festung Hameln

Das schwerste Ausstellungsstück - ein bearbeiteter Sandsteinblock vom Klüt. Autor : Stadtarchiv

In der Pfortmühle wurde vom Stadtarchiv eine Ausstellung mit einem äußerst schwergewichtigen Thema gezeigt. Die Festung Hameln, die auf Napoleons Befehl 1808 innerhalb von etwa sechs Monaten von Tausenden von Arbeitern beseitigt wurde, muss Tausende von Tonnen gewogen haben.

Gewichtigstes Ausstellungsstück war denn auch ein Sandsteinblock aus dem früheren Fort "Wilhelm" auf dem Klüt. Damals im Jahre 1808 von den Abbrucharbeitern liegen gelassen, wurde er schließlich nach 198 Jahren von Mitarbeitern des Stadtarchivs und einem freiwilligen Helfer mit seinem Spezialfahrzeug geborgen und für die Ausstellung ans Licht geholt.

Bereits im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde mit dem Ausbau der mittelalterlichen Verteidigungsanlagen zu einer modernen Festung begonnen, der dann Ende des 18. Jahrhunderts mit der Fertigstellung der Anlagen auf dem Klütberg seinen Abschluss fand. Damit war Hameln zur stärksten Welfen-Festung - dem "Gibraltar des Nordens" - geworden und galt als uneinnehmbar.

Die Festung Hameln - Zeichnung von Persson 1741 Autor : Stadtarchiv

Die Ausstellung berichtet aber nicht nur von Baugeschichte. Das umfangreiche Archivmaterial erzählt auch von ganz alltäglichen kleinen Reibereien zwischen Stadtverwaltung und Garnison.
Ernst wurde es jedoch stets, wenn feindliche Truppen vor Hamelns Toren standen und auch oft genug in die Stadt einrückten. Leid und Zwang durch Besatzungsmächte erlebten die Hamelner Bürger mehrfach; aber auch eigene Truppen brachten durch Einquartierungen in Bürgerhäusern Probleme; Kasernen, sogenannte "Baraquen", haben nie in ausreichendem Maß zur Verfügung gestanden, so dass stets drangvolle Enge in der Stadt herrschte.

Hameln im Jahre 1622 - Flugblatt mit Bezug zur Rattenfängersage. Autor : Stadtarchiv

Würde die Festung heute noch stehen, wäre sie ohne Frage eine Touristenattraktion sondergleichen, damals jedoch war man insgeheim froh, dass die einengenden Mauern und Gräben verschwanden. Auf eine Ausdehnung musste Hameln jedoch noch lange warten. Nach der Schleifung 1808 begann ein ganz anderer "Krieg"; es dauerte 42 Jahre bis die Stadt Hameln vom Hannoverschen Kriegsministerium das Gelände der ehemaligen Festung zur eigenen Nutzung zurückerhielt.

Sucht man heute nach Überresten, findet man vereinzelte Hinweise. Einige sind wieder im Untergrund verschwunden, nachdem sie im Zuge von Bauarbeiten ans Tageslicht kamen, andere haben sich bis heute erhalten. Zur Ausstellung ist ein durchgehend farbig gestaltetes Begleitheft erschienen. Es ist leider bereits vergriffen.