Fundgrube für Historiker und Familienforscher

Personenstandsbücher im Archivmagazin Autor : Stadtarchiv

Jeder, der in Hameln geboren wird, den Bund fürs Leben schließt, oder schließlich verstirbt, wird in ihnen verewigt: in den Registern des Standesamtes im Hochzeitshaus.

Die massiven, vor 100 Jahren noch bis zu 40 Zentimeter hohen und zehn Zentimeter dicken Bände dokumentieren Geburten, Trauungen und Sterbefälle und wurden Anfang des Jahres durch ein elektronisches Register ersetzt. Ein großer Teil der Personenstandsbücher wurde in diesem Jahr an das Hamelner Stadtarchiv in der Pfortmühle abgegeben.

„Wir verfügen jetzt über die Standesamtsregister für Hameln und die eingemeindeten, früher selbständigen Vororte seit der Einführung des Standesamtswesens im Jahre 1874. Geburten sind bis 1898, Heiraten bis 1928 und Todesfälle bis 1978 mit den entsprechenden Bänden im Stadtarchiv überliefert“, erläutert Silke Schulte, Leiterin des Stadtarchivs. Es gelte somit die Faustregel, dass die Sterbe-, Heirats- und Geburtenbücher nach 30, 80 und 110 Jahren in das Stadtarchiv gelangen.

So findet sich auch der Sterbeeintrag eines bekannten Hamelners in den Personenstandsregistern. Der Ziegeleibesitzer Julius Tönebön, der der Stadt eine umfangreiche Stiftung hinterlassen hat, die noch heute das bekannte Tönebön-Stift betreibt, ist, so erfahren wir, am 28. Juli 1940 in seiner Wohnung an Altersschwäche und Lungenentzündung gestorben. Gemeldet hat dies dem Standesamt kein Verwandter, sondern der damalige Direktor der Kreissparkasse Hameln-Pyrmont, Heinrich Knust.

Bis Ende letzten Jahres konnten nur die direkten Nachfahren Töneböns Auskunft über diese Begebenheit bekommen. Das neue Personenstandsgesetz ermöglicht nun aber vor allem Familienforschern einen einfacheren Zugang zu den eigenen Wurzeln. „Schon jetzt erhalten wir eine Vielzahl Anfragen von Familienforschern, aber auch von Amtsgerichten, Rechtsanwälten oder Nachlassverwaltern, die mit der Ermittlung von Erben beschäftigt sind und die die Personenstandsregister im Archiv nutzen“, konstatiert Olaf Piontek, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs.  „Für Ahnenforscher sind die Bücher eine Fundgrube, enthalten sie doch oft auch Angaben über die Eltern einer Person, so dass hier die Familienerkundung weitergeführt kann, wenn die mündliche Überlieferung im Verwandtenkreis versiegt.“, ergänzt Piontek.

Auch für die Zeitgeschichtsforschung ergeben sich über die Personenstandsbücher neue Forschungsmöglichkeiten: „Mit den Registern ist es zum Beispiel möglich, Todesfälle von Hamelner NS-Opfern in der Zeit des Dritten Reiches zu erforschen“, stellt Piontek fest.

Schon jetzt sind die Bücher ein viel genutzter Bestand, was aber auch konservatorische Probleme mit sich bringt. Schrittweise sollen die Personenstandsbücher deshalb digitalisiert werden. „Angesichts der Finanzlage brauchen wir dabei aber einen langen Atem“, schätzt Silke Schulte die Möglichkeiten hierzu realistisch ein.