Hertz Joseph (um 1716-1803)

Der in Detmold geborene Kaufmann Hertz Joseph ließ sich um 1752 fest in Hameln nieder. Der Grund dürfte die Eheschließung mit Bela Hamm gewesen sein. Sie war die Tochter des hier ansässigen Moses Hamm.

Zu seiner Erwerbstätigkeit gibt es einige wenige Angaben. Offenbar war Joseph im Teehandel aktiv. Im Jahr seines Zuzugs erhält er ein Schreiben eines Bremer Teegroßhändlers, der ihn zu seinem neuen Geschäft in Hameln beglückwünscht (Tee war als Handelsgut für Juden zugelassen). Häufig war der Kaufmann auf den Hamelner Jahrmärkten. Hier konnten Juden alle Waren anbieten, die ihnen lukrativ erschienen. Joseph verlieh auch Gelder, wie aus einer Liste von 1788 hervorgeht. Einige der in seinem Haus in der Osterstraße gefundenen Briefe erzählen von solchen Geschäftskontakten. Ein weiterer Brief macht deutlich, dass der Kaufmann außerdem mit Vieh und Viehfutter handelte.

Joseph hatte wirtschaftlichen Erfolg. 14 Jahre nachdem er nach Hameln gekommen war, kaufte er das Haus Osterstraße 28. Auch damals war das prachtvolle Gebäude in bester Lage ein Symbol für den Wohlstand seines Besitzers. Die Tatsache, dass Joseph das Haus kaufen konnte, zeugt darüber hinaus von seinem Ansehen beim Landesherrn. An sich war Juden der Erwerb von Hauseigentum verboten. Der Kaufmann erhielt eine Ausnahmegenehmigung. Er kaufte drei weitere Gebäude, eines davon in der Alten Marktstraße. Dieses wurde lange als Synagoge genutzt.

Über das Verhältnis zwischen dem wohlhabenden jüdischen Kaufmann, seiner Familie und der Hamelner Stadtbevölkerung, ist heute nichts bekannt. Nur indirekt lässt sich erschließen, dass Joseph Zugang zur Spitze der Stadtverwaltung hatte. Kaufmann Clüver, der Joseph als Kollegen anschreibt, bittet diesen nämlich um einen Gefallen. Er möge beim Stadtsekretär ein Dokument für ihn abholen. Clüver bittet Joseph außerdem um seine Meinung zum Geschäftsfeld Lotterie in Hameln. Die beiden Männer kommunizieren auf Augenhöhe.

In der jüdischen Hamelner Gemeinde hatte Joseph sicher eine zentrale und angesehene Position. Er war nicht nur Eigentümer des Synagogengebäudes, sondern wurde auch in einem Fall vermuteter Hehlerei angesprochen, um bei der Lösung des Problems zu helfen. Josephs Frau Bela Hamm war geschäftserfahren. Trotz aller Einschränkungen und Belastungen, die ihnen die nicht-jüdische Umgebung auferlegte, gelang es den Eheleuten, sich zu etablieren. Die Töchter konnten gut verheiratet werden, drei Söhne studierten in Göttingen.

Quelle: Stadtarchiv Hameln (Acc. 1 Nr. 4533; Acc 1 Nr. 9715), eigene Briefe (Museum Hameln), Gesa Snell: „Mein lieber Herr Hertz“. In: Jahrbuch Museumsverein Hameln 2012, S. 35-54.

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Autorin: Gesa Snell