Abriss Rathaus, Pferdemarkt

Marktkirche und Rathaus (Otto Ubbelohde, Museum Hameln)

Das Rathaus, zwischen Hochzeitshaus und Marktkirche gelegen, wurde am 5. April 1945 bei den amerikanischen Angriffen auf die Stadt schwer beschädigt. Seine Außenmauern überstanden das Feuer jedoch.

Bald nach Ende des Krieges wurde diskutiert, ob das barockzeitliche Gebäude wieder aufgebaut werden solle. Der langjährige Stadtbaurat Schäfer (1886-1968) setzte sich in einer verwaltungsinternen Stellungnahme dafür ein. Oberbürgermeister Dr. Walter Harm (1897-1964) erkannte stattdessen die Chance, einen stadtplanerischen Neuanfang zu wagen. Ihn störte außerdem die relativ enge Straße vor dem Rathaus, die für ungeeignet hielt, den kommenden Autoverkehr aufzunehmen.

In der ersten Sitzung des neuen Stadtparlaments am 1. Dezember 1945 wurden die Abrisspläne der Verwaltung öffentlich. Daraufhin entstand eine lebhafte Debatte. Für die Restaurierung des Rathauses setzten sich auch Flüchtlinge ein, die gerade erst in die Stadt gekommen waren. „Viele unendlich schöne historische Bauten sind den Bomben zum Opfer gefallen. Ich empfinde das oft als noch viel schmerzlicher als all das, was ich persönlich verloren habe“, schrieb ein Neubürger der Stadtverwaltung. Auch der Fremdenverkehr spielte in den Stellungnahmen eine Rolle.

Andere argumentierten mit der Künstlichkeit wieder aufgebauter Gebäude oder der großen Wohnungsnot, die ein solches teures Vorhaben verbiete.

In einer langen Ratsdebatte wurde mit 24 zu zwei Stimmen der Abriss des Rathauses beschlossen. Dies erfuhr das Landesdenkmalamt in Hannover. Man wies die Hamelner Behörden offiziell darauf hin, dass das Rathaus unter Denkmalschutz stehe und nicht einfach abgerissen werden könne.

Oberstadtdirektor Georg Wilke (1899-1973) argumentierte nun politisch. Er schrieb nach Hannover, es seien vor allem frühere Mitglieder der NSDAP, die sich für eine Restaurierung einsetzten. Eine deutliche Mehrheit demokratisch gewählter Ratsmitglieder habe sich aber dagegen ausgesprochen.

Wie der Landeskonservator auf dieses Argument reagierte, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Offenbar zog er seinen Einspruch zurück. Die Abrissgenehmigung wurde erteilt.

Der Abriss dauerte aufgrund der sehr starken Mauern Monate.

Quelle: Bauaktenarchiv der Stadt Hameln, Stadtarchiv Hameln (Best. 601 - A Nr. 104, Best 140.2 Nr. 50 u.a.), DWZ 25.4.2015 (Seite 1 und Seite 2)

Autorin: Gesa Snell