Frauengeschichtliche Sammlung im Stadtarchiv Hameln

Kinderkrippe des Vaterländischen Frauenvereins zu Hameln Autor : Stadtarchiv

Bereits im Mittelalter stellten Frauen einen wichtigen Faktor bei der Herausbildung der städtischen, von Feudalherren zunehmend unabhängig werdenden Strukturen dar. Neben der Wahrung des familiären Zusammenhaltes übernahmen die Ehefrauen vor allem von Kaufleuten teilweise selbständig deren Geschäfte und wurden entsprechend häufig in den urkundlich überlieferten Rechtsdokumenten genannt.

Im sozialen Bereich spielten die Hamelner Beginen in der Armen- und Altenpflege eine wichtige Rolle und auch in den städtischen Handwerksbetrieben übernahmen Frauen die verschiedensten Aufgaben. Politisch jedoch dominierten bis in das 20. Jahrhundert hinein Männer die Geschicke der Stadt. Die ersten Frauen in der Vertretung der Hamelner Bürgerschaft waren im Jahre 1919 Rosa Helfers und Selma Tegtmeyer. In den 1960er bis 80er Jahren stand mit Elsa Buchwitz eine Frau an der Spitze der Befürworter einer umfassenden Erhaltung der Hamelner Altstadt. Sie gab ein beredtes Beispiel für das vielfältige gesellschaftliche Engagement von Frauen, das aber häufig genug auch ohne große Schlagzeilen stattfand.

Frauen organisieren sich

Im späten 19. und 20. Jahrhundert entwickelte sich beim bis dato „schwachen Geschlecht“ ein neues Selbstverständnis und -bewusstsein, welches u. a. zu neuen Berufsbildern, verbesserten Bildungschancen und dem 1918 eingeführten Frauenwahlrecht führte. Frauenvereine, wie z. B. der Verein Frauenwohl, gründeten sich, um die Interessen der Frauen innerhalb des gewandelten Lebensbildes zu vertreten und deren rechtliche Stellung zu stärken.

Nach dem zweiten Weltkrieg bildeten sich in Hameln zahlreiche bürgerliche Frauenorganisationen, von denen noch heute ein großer Teil in der Arbeitsgemeinschaft Hamelner Frauenverbände zusammen arbeitet. In den 1970er Jahren setzten sich auch Hamelner Frauen in der alternativen
Frauenbewegung unter anderem für eine Änderung des Abtreibungsrechts ein.

Das Hamelner Frauenarchiv – bekannte und unbekannte Frauen

Kennen Sie Biographien von Frauen, die öffentlich oder im Verborgenen ihren Beitrag zum Gemeinwohl geleistet haben und darüber noch Aufzeichnungen besitzen - oder schon immer einmal anfertigen wollten?
Hat Ihre Großmutter ein Tagebuch über ihre Zeit als Arbeiterin bei Reese geführt? Wirkte Ihre verstorbene Tante als Schriftführerin in einem Frauenverein? Hatte Ihre Mutter einen Beruf, den sonst nur Männer ausübten?

Sprechen Sie mit dem Hamelner Stadtarchiv! Wir sichten, bewerten und erschließen Ihr Material und sorgen somit dafür, dass es der Nachwelt und der interessierten Öffentlichkeit erhalten bleibt.

Was übernimmt das Frauenarchiv?

Tagebücher, Fotos, Zeugnisse, Erinnerungsberichte, Manuskripte, Briefe, Vereinsakten, Chroniken, Protokollbücher, Flugblätter, Plakate…

Wie läuft eine Abgabe an das Archiv ab?

Nach einer ersten Kontaktaufnahme sichtet das Stadtarchiv – gerne auch bei Ihnen vor Ort – das angebotene Material und prüft eine Aufnahme in die Sammlung. Sofern gewünscht, wird über die Überlassung der Archivalien ein Vertrag abgeschlossen, in dem auch der Zugang zum Archivgut durch die Öffentlichkeit geregelt werden kann. Bei interessanten Lebensläufen, die noch nicht schriftlich niedergelegt wurden, kann auch ein strukturiertes Interview geführt werden, das zur Sammlung genommen wird.

Was passiert mit dem Material im Archiv?

Nach der Übernahme wird das Sammlungsgut archivisch erschlossen, d. h. es wird strukturiert und die wichtigsten Angaben werden in die Datenbank des Archivs eingegeben. Ferner wird das Material für die dauerhafte Aufbewahrung technisch bearbeitet (Entmetallisierung, Verpackung in säurefreie Kartons) und mit einer eindeutigen Signatur versehen. Sofern keine Sperrfristen vereinbart wurden, steht das Material nun für die interessierte Öffentlichkeit im Benutzerraum des Stadtarchivs für eine Einsichtnahme zur Verfügung.