Denkmalgeschützter Adelssitz im Herzen der Stadt

Foto: Philip Zintarra

Der Redenhof ist eine historische Wohnanlage in der Altstadt von Hameln an der Weser. Das Anwesen ist seit 1568 in Familienbesitz und steht unter Denkmalschutz. Der Redenhof in Hameln ist einer von wenigen städtischen Adelssitzen des Weserraumes, die sich annähernd in Bestand und Größe seit 1568 erhalten haben. Trotz aller Umbrüche, Kriege, Veränderungen ist der Redenhof als Symbol für Tradition und Nachhaltigkeit der Familie erhalten geblieben.

Prägende Merkmale

Der Redenhof hatte seine unmittelbare Grenze an der Stadtmauer zum (heutigen) Ostertorwall und war zwischen der zweiten (Mühlentor) und der dritten Bastion (Ostertor) des Festungsrings gelegen. Das Areal – seit dem 16. Jahrhundert durch Erbschaften und Neu­bauten erweitert – hat heute nicht mehr ganz die historische Ausdehnung, es vermittelt jedoch auch heute noch einen Eindruck von der Größe eines Adelshofes im Vergleich zur bürgerlichen Bebauung.

Das Wohnhaus (Herrenhaus) aus dem 16. Jahrhundert liegt zusammen mit dem ehemaligen Wirtschaftsgebäude des 19. Jahrhunderts in dem großen Gartengrundstück, das an eine Bruchsteinmauer grenzt. Ihr Verlauf gibt ungefähr den der alten Stadtmauer wieder. Unter der Mauer hindurch war der Redenhof durch einen direkten, geheimen und unterirdischen Gang mit dem vorgelagerten Ravelin verbunden (Sortie).

Das Herrenhaus weist typische Merkmale der Weserrenaissance auf: eine symmetrische Gliederung, an den Hausecken die  klassische Ansichtskante mit Quadern sowie ein sog. „welscher Giebel“, hier als muschelförmige Krönung der Stirnseiten. Wie viele andere Hamelner Gebäude aus dem 16. Jahrhundert hatte auch das Herrenhaus einst eine Utlucht. Unregelmäßigkeiten im Mauerwerk legen nahe, dass sie sich an der rechten Seite des Südgiebels befand.

Die Anlage in ihrer heutigen Form ist geprägt durch eine Grundsanierung unter Claus von Reden und seine Frau Philippine, geb. Knigge, zwischen 1830 und 1840. Neu- und Umbauten verliehen der Anlage ein klassizistisches Gepräge, das den ursprünglichen Renaissancestil überformt und ästhetisch gerahmt hat. So wurde zum Beispiel die ehemalige Scheune nach einem Brand 1826 als Wohn- und Wirtschaftsgebäude (Vorwerk) ab 1830 neu aufgebaut. Ebenso wie das Herrenhaus wird es heute als Wohnhaus genutzt.

Kleiner historischer Abriss

1568: Ernst von Reden erwirbt den Redenhof

Ernst von Reden (1525–1589), verheiratet in erster Ehe mit Agnes von der Malsburg, in zweiter Ehe mit Armgard von Rottorf (Schloss Hülsede), Sohn des Hans von Reden, erwirbt 1568 den Redenhof in Hameln. Er war zunächst Drost und Pfandherr zu Burgdorf (Fürstentum Lüneburg) und hatte von 1571 bis 1579 das Amt des fürstlich lüneburgischen Statthalters zu Celle inne. Er lebte ab 1579 bis zu seinem Tod 1589 auf dem Redenhof in Hameln und wurde im Hamelner Münster beigesetzt. Seine Schwester Lucia war verheiratet mit Hilmar von Münchhausen, den Erbauer des Schlosses Schwöbber. Eine weitere Schwester heiratet Ludolf von Klencke, Schloss Hämelschenburg. Ernst von Reden ist der gemeinsame Urgroßvater aller heutigen Familienmitglieder. Der Redenhof in Hameln kann so als „Nucleus“ der Familie von Reden gesehen werden.

1639: Henning von Reden erhält Hastenbeck

Das Gut wird vom Calenberger Herzog Georg an Henning von Reden für 30.000 Thaler als Lehen gegeben. Henning ist verheiratet mit Magdalena von Heimburg. Deren Mutter stiftete das „Heimburger Legat“, einen Fonds zur Armenfürsorge. Aus dieser Stiftung wurde jährlich Ausschüttungen zugunsten verarmter Bürger vorgenommen, bis 1923 die Weltwirtschaftskrise das Kapital vernichtete. Das Gut bleibt in der Familie bis 1947.

1729: Jobst-Johann von Reden stiftet Familien-Fideikommiss

Jobst Johann von Reden (1656–1734) ist Land-und Schatzrat der Calenberger Landschaft und Herr auf den Rittergütern Hastenbeck und Hameln/Bennigsen II sowie anderen. Er stiftet in seinem bedeutenden Testament seinen gesamten Lehens- und Eigenbesitz zum bleibenden Familienbesitz (Fideikommiss). Dadurch war nicht nur der Wohlstand des eigenen Geschlechts über Jahrhunderte gesichert, auch viele Standesgenossen folgten seinem Beispiel. Die Regelung besagt: Ausschluss der Töchter/Ehefrau vom Erbe, Vermögen zusammenhalten, Gut und Geld nicht teilen, Fideikommiss (unteilbar, unveräußerlich, Familie hat Obereigentum, Mitglieder Nießbrauch). Im Rahmen der bis ins frühe 20. Jahrhundert hineinreichenden sog. Fideikommiss-Regelungen wurden Stadthöfe und Landgüter vor einer gewissen Atomisierung durch Erbverträge geschützt.

1752: Friedrich Wilhelm Graf von Reden

Friedrich Wilhelm von Reden wird 23.3.1752 auf dem Redenhof geboren. Nach Studien im Bergbauzentrum Clausthal, Göttingen und Jena übernimmt er 1779 das preußische Oberbergamt in Oberschlesien. Durch die Einführung innovativer Dampfmaschinentechnik entwickelt er den ländlichen Raum in ein ein blühendes Industrierevier – die Schatzkammer des Königs von Preußen. Er wurde preußischer Staatsminister, geheimer Finanzrat und Schlesischer Oberberghauptmann.

1756: Kriege beschädigen Redenhof

Der Siebenjährige Krieg (1756–1763) hinterlässt seine Spuren in der Festungsstadt Hameln und auf dem Redenhof – ähnlich wie zuvor der Dreißigjährige Krieg (1618–1648). Am 6. Juli 1757 kommt es zur Schlacht von Hastenbeck zwischen dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg gegen Frankreich. Nach der verlorenen Schlacht zieht sich der Herzog von Cumberland mit seinen Truppen zurück und gibt die Festung Hameln preis.

1808: Napoleon lässt Redenhofturm schleifen

Während der napoleonischen Kriege wurde auf Befehl Napoleons  im Jahr 1808 der gesamte Festungsring geschleift. Die Mauer des heutigen Redenhofs am Ostertorwall bildet die alte Stadt- und Festungsmauer ab. Wo der Turm stand, befindet sich heute das schmiedeeisernde Tor.

1830: Claus von Reden erbaut neues Vorwerk

Nach dem Brand der alten Scheune errichtet Claus von Reden ein Wohn-und Wirtschaftsgebäude (Vorwerk). Dieses heutige Haus Ostertorwall 37 a dient ihm und seiner Frau Philippine als Wohnung. Sie hatten 10 gemeinsame Kinder, von denen 6 das Erwachsenenalter erreichten. An der Nordseite des Vorwerks (Alte Marktstraße) sind auf einem steinernene Epitaph ihre Namen festgehalten.

1890: Senatspräsident Erich von Reden

Erich von Reden (1840–1917), verheiratet mit Lissy Weber, ist ein Enkel von Claus von Reden. Erich v. Reden ist der letzte der redenschen Vorfahren, der auf dem Redenhof geboren wurde. Er ist auch der letzte alleinige Fideikommiss-Herr auf den Rittergütern Hameln und Bennigsen II. Nach seinem Tod wird der Besitz der Erbengemeinschaft seiner fünf Söhne hinterlassen. Die gesetzlich geforderte Auflösung des Familien-Fideikommiss am 6.7.1938 führt zum Ausscheiden durch Abfindungen, die Geschehnisse des II. Weltkrieges zu weiteren Veränderungen in dieser Eigentümergemeinschaft. Von den zwei verbliebenen Erben, Enkel Heinz Henning und Sohn Erich, wird im Jahr 1951 eine Realteilung zwischen dem Redenhof Hameln (Stadtgut) und Bennigsen II (Landgut) vorgenommen wird, die bis heute gilt.

1948/49: Nachkriegsgeneration bezieht  Wohnungen in ehemaliger Scheune

Nach dem II. Weltkrieg bauen die Eigentümer dieses Zweiges der Familie von Reden die Scheune im Wirtschaftsgebäude mit zusätzlichen Wohnungen aus. Für die Familienangehörigen aus Schlesien soll nach Flucht und Vertreibung eine neue Heimat geschaffen werden. 2014 verstirbt zuletzt aus diesem Kreis Insea Thamm geb. von Reden, die 65 Jahre hier lebte und ihre vier Kinder aufzog. 

2019: Sanierung 1. Bauabschnitt

Herbst 2019: Das Herrenhaus wird eingerüstet – Auftakt zu einem Sanierungsmarathon. Der Putz wird rundum abgeschlagen, die historische Bruchsteinmauer wird neu verfugt. Winter 2019/2020: Die Dachsanierung am Herrenhaus beginnt. Das Jahrhunderte alte Gebälk erweist sich als erstaunlich solide. Nachdem alte Stroh- und Lehmschichten entfernt sind, kann nun der Dachboden mit energiesparender Dämmung versehen werden. Neue Dachsparren werden eingezogen und das komplette Dach wird neu gedeckt.

2020: Sanierung 2. Bauabschnitt

April 2020: Die seit 100 Jahren nicht vorhandene Renaissance-Muschel am Nordgiebel wird wieder aufgesetzt. Die Muschel am Südgiebel wird restauriert und sturmsicher befestigt. Die Fassung des Renaissance-Giebels weist lose Steinplatten auf. Sämtliche Platten werden heruntergenommen, mit Mörtel unterfüttert und neu befestigt.  

Juni 2020: Beendigung des 1. Bauabschnitts: Die Dachsanierung ist abgeschlossen, die Wände werden neu verfugt und neue, denkmalgerecht gestaltete Fenster werden eingefügt.

2021: Endlich gerüstfrei

Mehr als ein Jahr wurde gebaut. Jetzt kehrt vorübergehend wieder Ruhe ein im Redenhof bis zum Beginn des dritten Bauabschnitts. Ab September 2021 sollen die Treppen im Herrenhaus renoviert werden. Außerdem werden Hauselektrik und Treppenhausbeleuchtung modernisiert. Ab Mai 2022 sollen die Sanierung und der Ausbau des nördlichen Dachbodens zu einem Loft erfolgen.

Tag des offenen Denkmals®: redenhof.de

Der Redenhof ist als Baudenkmal gelistet beim deutschlandweiten Tag des offenen Denkmals. In diesem Jahr können wir keine öffentliche, analoge Veranstaltung anbieten. Stattdessen haben wir in unserem Internetauftritt ausführliche Informationen hinterlegt, die Interessierten einen tieferen Einblick geben können www.redenhof.de 

Fotogalerie des Redenhofes

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