Geschichtsträchtiges Rattenfängerhaus

Das im Eigentum der Stadt Hameln befindliche sog. Rattenfängerhaus an der Osterstraße 28 in der Altstadt von Hameln dient seit mehr als einhundert Jahren als Gasthaus mit Pächterwohnung. Das Gebäude befindet sich seit 1917 im Eigentum der Stadt Hameln. Im Rahmen der Neuverpachtung des Objekts zum Jahr 2021 wurden bauliche Maßnahmen zur Verbesserung des Brandschutzes und der Erneuerung der haustechnischen Anlagen ausgeführt.

Das Gebäude:

Das sog. Rattenfängerhaus an der Osterstraße 28 in der Altstadt von Hameln ist ein überregional bekanntes Baudenkmal mit einer aufwendig gestalteten Sandsteinfassade der sog. Weserrenaissance, errichtet in den Jahren 1602/03 unter Verwendung älterer Bauteile. Bauherr war der Hamelner Ratsherr Hermann Arends, der sich mit seinen Wappentafeln an der Brüstung der Auslucht an adligen Vorbildern orientierte. Das Gebäude steht an der Südseite der als Fußgängerzone ausgebauten zentralen Osterstraße nur wenige Meter vor dem einstigen Ostertor. Entlang der östlichen Langseite des Hauses verläuft die schmale Bungelosenstraße. An dieser Seite besteht am Fachwerkobergeschoss eine Inschrift mit Bezug auf den Kinderauszug mit dem Rattenfänger im Jahr 1284, nach der das Haus seinen Namen hat.

Das Vorderhaus ist ein dreigeschossiges Dielenhaus mit einem zweigeschossig ausgebauten steilen Dachwerk. Neben der Vorderfassade ist ein Teil der Außenwände in Sandstein errichtet, die übrigen Bauteile wie das gesamte Hinterhaus sind dagegen Fachwerkkonstruktionen. An der Straßenseite ist eine zweigeschossige Auslucht (Utlucht), die in einem Verbund mit der Fassade erstellt wurde, vorgesetzt. Die Sandsteinfassade besticht durch ihre ungewöhnliche Dichte kleinteiliger Zierformen, darunter die häufige Verwendung sog. Kerbschnitt-Bossensteine als ein charakteristisches Motiv der Weserrenaissance.

Trotz zahlreicher Umbauten und Veränderungen ist die ursprüngliche Struktur des Hauses im Innern noch gut nachvollziehbar: Der zentralen Diele schließen sich beidseitig einstige Wohnräume an, die heute gastronomisch genutzt werden. Im hinteren Bereich der Diele ist auf der linken Seite im Bereich des heutigen Tresens die einstige Küchenlucht (zur Diele hin offene Küche) zu sehen. Vor der Rückwand des Vorderhauses setzt eine mehrteilige Podesttreppe an, die in die Obergeschosse führt. Straßenseitig besteht im ersten Obergeschoss ein repräsentativer Saal, der die gesamte Hausbreite einnimmt. Im Rahmen der umfassenden Sanierung 1981/82 wurde im Hausinnern das Balkenwerk durchgehend freigelegt, was nicht dem historischen Zustand entspricht, sondern seinerzeitigen Vorstellungen von einem vermeintlich ursprünglichen offenen Innenfachwerk. Es entstanden Räume mit ungestrichenem Holzwerk, weiß gekälkten Gefachen und ebenfalls holzfarbigen Mobiliar in einem „rustikalen“ Zustand. Bei der jüngst abgeschlossenen Renovierung der Innenräume wurde diese Gestaltungsform beibehalten, einzig die im Kern barockzeitliche Podesttreppe erhielt einen neuen Anstrich. Das Mobiliar im Gaststättenbereich wurde vollständig in schlichter Form durch den neuen Pächter erneuert.

Instandsetzungsmaßnahmen in den Jahren 2020 / 2021:

Die Freiräumung des Hauses Anfang 2020 ermöglichte erstmals seit 1981 eine vollständige Begutachtung der haustechnischen Anlagen. Eine punktuelle Öffnung der Geschossdecken sowie der Leitungsschächte an den Wänden ergab eine Ausführung, die nicht heutigen Anforderungen an den Brandschutz entspricht. Das gleiche galt für die bestehende Brandmeldeanlage. Ferner stellte sich im Rahmen einer Sachverständigenprüfung heraus, dass die bestehende Lüftungsanlage in der Küche der vollständigen Erneuerung bedurfte. Weiterhin wurden dringend erforderliche Sicherungsmaßnahmen im Bereich der Straßenfassade durchgeführt.

Fotogalerie des Rattenfängerhauses

Bilder: Ulrich von Damaros (Stadt Hameln)